Technik des Heizkraftwerks Chemnitz 2/2
Wasseraufbereitung
Ein Kraftwerk braucht Wasser für Kühlprozesse und zur Dampferzeugung. Das Wasser beziehen wir aus den Flüssen Chemnitz und Zschopau. Je nach Einsatz, als Kühlwasser, als Brauchwasser zur Reinigung oder Deionat zur Dampferzeugung sind aufwendige mechanische und chemische Aufbereitungsprozesse erforderlich. Als Deionat bezeichnet man ein fast reines oder vollentsalztes Wasser (frei von Ionen und Salzen).
Kühltürme
Die drei Kühltürme des Heizkraftwerkes sorgen dafür, dass Wasser im ständigen Kreislauf verwendet werden kann.
Der „Gelbe“ ist für das Brauchwasser zuständig, der „Blaue“ für Hilfsprozesse und der „Weiß-Graue“ für die Kondensation des Abdampfes am Turbosatz C. Alle drei Kühltürme haben fast den gleichen Aufbau, werden jedoch mit unterschiedlichen Temperaturen und Mengen betrieben.
Im Inneren der Kühltürme sorgen gitternetzartig angeordnete Rohrbündel und Sprühdüsen für eine großflächige Verteilung des zu kühlenden Wassers. Die Form der Kühltürme sorgt dafür, dass genügend Luft das verrieselte Wasser umströmt und es dabei abkühlt. Ein Tropfenabscheider verhindert, dass das Wasser aus dem Turm entweicht. Die Kühltürme haben einen Durchmesser von bis zu 36 Metern und ragen 50 Meter und mehr in die Höhe.
Elektro- und leittechnische Anlagen
Leittechnik
In unserem modernen Kraftwerk werden die Prozesse automatisiert und die Anlagen über Schrittketten an oder abgefahren. Sämtliche Überwachungen übernimmt diese intelligente Technik und signalisiert über Warnung und Alarm verschiedene Anlagenzustände, wobei gleichzeitig automatisch Betriebszustände angepasst werden. Dazu ist eine sehr umfangreiche Messtechnik an den Anlagen, Bussysteme zum Transport der Daten, Rechner und ein Engineering für die Verknüpfung der technologischen Abläufe und Setzen der leittechnischen Verbindungen erforderlich.
Elektroabführung
Vom Heizkraftwerk bis in die Steckdose hat der Strom noch einen weiten Weg vor sich. Transformatoren, Umspannwerke, Verteilnetze - eine ganz eigene Infrastruktur.
Der Blocktransformator (in Chemnitz haben wir drei; je Kraftwerksblock einen) führt die vom Generator erzeugte elektrische Energie dem Netz und der Eigenbedarfsversorgung des Blockes zu. Er wandelt also die Generatorspannung (10 Kilovolt) in die Spannung des Verteilnetzes (110 Kilovolt) um. Ein Umspannwerk nimmt den im Heizkraftwerk erzeugten Strom auf. Innerhalb der Stadt sorgen zehn Umspannwerke für die richtige Spannung. Die technische Infrastruktur besteht außerdem aus 110 Kilovolt-(kV)-Leitungen (Hochspannung), 30/10 kV-Leitungen (Mittelspannung) und unzähligen Kilometern 0,4 kV-Niederspannungsnetz. Transformatorenstationen sind die "Knoten" im Mittelspannungsnetz; in Chemnitz gibt es rund 900. Von dort wird der Strom an die Kunden verteilt.
Die Kraftwerkswarte ist das Herzstück des Heizkraftwerkes. Von hier werden alle Anlagen über ein Prozessleitsystem gesteuert und überwacht. Dazu gehören: Dampferzeuger, Turbine, Rauchgasreinigung, Bekohlung, Entaschung, Wasseraufbereitung, Druckluftnetze und die Netze der elektrischen Eigenbedarfsversorgung.
Die Mitarbeiter arbeiten im durchgängigen Schichtsystem und beobachten die Prozesse an Großbildwänden und zahlreichen Monitoren. Die Prozesse im Heizkraftwerk laufen weitestgehend vollautomatisch. Abweichungen oder Störungen werden per Alarm gemeldet, dann greifen die Mitarbeiter manuell ein. Vor Ort kontrollieren sogenannte Läufer nach vorgegebenen Checklisten die Anlage und bedienen diese in Absprache. Für die Elektrik, die Leittechnik und die Bedienung der Eigenbedarfsanlagen sind Elt-Leittechniker zuständig. Jeweils ein Schichtleiter ist für den Betrieb verantwortlich. Im Tagschichtdienst kümmern sich Prozessingenieure, Meisterbereiche und Fachingenieure des Anlagenservices um den technischen Erhalt der Anlage, Reparaturen, Freischaltungen und die Erfüllung wirtschaftlicher Anforderungen.