Technik des Heizkraftwerks Chemnitz 1/2
Vom Güterzug in den Kohlekessel
Per Zug kommt die Rohbraunkohle vom Tagebau Profen/Schwerzau (Sachsen-Anhalt / Raum Leipzig) in Chemnitz an und wird im Entladebunker entladen. Über Bandbrücken wird die Kohle den Bunkern der beiden Dampferzeuger B und C zugeführt. Als Vorratsspeicher und Zwischenlager dient der Kohlestapel. Jährlich wandeln wir die in einer Million Tonnen gespeicherte Energie in Strom und Wärme um.
Dampferzeugung und Turbine
Die Dampferzeuger B und C verfügen über je vier Mühlen mit zugeordneten Staubbrennern. Das Kohlestaub-Rauchgas-Gemisch wird zusammen mit der Verbrennungsluft in die Brennkammer eingeblasen (Tangentialfeuerung). Der gasbefeuerte Dampferzeuger A wird über 4 Rückstrombrenner mit Gas oder leichtem Heizöl betrieben. In der Brennkammer entstehen Temperaturen von rund 1.000 Grad Celsius, die Wasser in Heizschlangen erwärmen und ein Wasserdampf-Gas-Gemisch entstehen lassen. Bei einer Heiß- bzw. Frischdampftemperatur von 535 Grad Celsius und einem Druck im Bereich von 130 bar, wird der Dampf der Turbine zugeleitet.
Durch Hochdruckregelventile wird der Dampf über Düsen den Laufschaufeln zugeführt. Er treibt die Turbinenläufer mit 3.000 Umdrehungen pro Minute an (mechanische Energie). Die Bewegung überträgt sich auf den Induktor des Generators. Hier wird nun mechanische Energie in elektrische Energie umgewandelt (Prinzip: elektromagnetische Induktion = Bewegung eines Leiters durch ein Magnetfeld). Aufgenommen von und transformiert über Blocktransformatoren verteilen wir den Strom via Umspannwerken im Netz.
Je nach Art der Turbine - Gegendruck- oder Entnahmekondensationsturbine - kann Dampf aus dem Prozess entnommen werden, um über Heizkondensatoren Fernheizwasser auf die nötige Temperatur zu erhitzen. In ober- und unterirdischen Rohrsystemen gelangt das Heizwasser (bis zu 130 Grad Celsius heiß) als "Fernwärme" zu unzähligen Immobilien und Kunden, die damit Räume heizen und Warmwasser erzeugen.
Elektrofilter und Rauchgasentschwefelungsanlage
Bei der Verbrennung von Kohle entstehen Rauchgas und Asche. Das mit Ascheteilchen beladene Rauchgas leiten wir daher durch Elektrofilter. Beim Strömen durch ein elektrisches Feld werden die Staubteilchen abgesondert, gesammelt und fachgerecht entsorgt. Die Filterasche wird unter anderem als Zusatzstoff bei der Bodenverfestigung im Straßenbau und bei der Verfüllung von ehemaligen Bergbauschächten verwendet.
Bevor das Rauchgas über den Schornstein in die Luft gelangt, reinigen wir es mit Hilfe modernster technischer Möglichkeiten. Das Rauchgas der Blöcke B und C wird nach den Elektrofiltern dem Absorber der Rauchgasreinigungsanlage zugeführt und entschwefelt. Dazu passieren die Gase von unten nach oben Sprühebenen und werden mit einer Kalksteinmehlsuspension berieselt; sie kühlen sich dabei auf 65 Grad Celsius ab. Die Suspension nimmt das Schwefeldioxid auf und wird im unteren Kreislauf mit Luft aufoxidiert, so entsteht Gips als Reststoff. Der Gips wird bis auf 10 Prozent Restfeuchte entwässert und einer vollständigen Verwertung in der Bauindustrie zugeführt.
Die Rauchgase verlassen die Anlage über den 302 Meter hohen Schornstein. Der Schornstein des Heizkraftwerkes besteht aus Stahlbeton, die Innenröhre aus Keramiksteinen, dazwischen fährt ein Wartungsaufzug. Alle 50 Meter ist er durch sichtbare Betonringe unterteilt. Von den Plattformen aus sind Wartungsarbeiten möglich, zum Beispiel an den oberen Signalfeuern. Die Außenhülle des Schornsteins wurde von 2011 bis 2013 saniert. Sie erhielt zudem eine farbige Gestaltung nach den Entwürfen des französischen Künstlers Daniel Buren.