Pumpwerk eins
Ein Blick in die Geschichte
In der Zeit der Industrialisierung verdoppelte sich die Einwohnerzahl der Stadt Chemnitz noch etwa aller 10 Jahre. Nach Epidemien im 19. Jahrhundert hatte Chemnitz zur Verbesserung der Hygienebedingungen mit dem Aufbau einer zentralen Trinkwasserversorgung begonnen. So entschieden die damaligen Stadträte über den Bau eines Talsperrenverbundes, der nachhaltig die Trinkwasserbereitstellung für die schnell wachsende Stadt sichern sollte. Was heute selbstverständlich ist, galt damals weltweit als Revolution. 1900 wurde Chemnitz für dieses Verbundkonzept auf der Weltausstellung in Paris ausgezeichnet. In nur 40 Jahren entstanden 4 Talsperren (Einsiedel, Neunzehnhain 1 und 2 und Saidenbach) sowie Trinkwasserbehälter und Pumpstationen. Das Pumpwerk eins war die bedeutendste Anlage.
Moderne Technik in alten Mauern
Es ist ein modernes Labyrinth: Die blauen Rohre schlängeln sich kreuz und quer, von rechts nach links und von oben nach unten durch den Keller des historischen und für Chemnitz bedeutsamen Hauses.
Von hier fließt das Wasser in sieben verschiedene Richtungen, gesteuert und kontrolliert von der zentralen Leitwarte in die Haushalte und Unternehmen. Das Pumpwerk eins kann Wassermengen umverteilen und so einen Ausgleich zwischen schwach und stark durchflossenen Netzabschnitten herstellen.Darüber hinaus kann bei unvorhergesehen Ereignissen oder Störfällen binnen weniger Sekunden reagiert werden.
Die Anlage verfügt über drei Pumpen mit einer Gesamtförderleistung von 800.000 Liter Wasser pro Stunde. 24 elektrisch betriebene Klappen steuern über aufwändige Messtechnik die zu- und ablaufenden Trinkwassermengen. Sogenannte Trübungssensoren überwachen zudem die Trinkwasserqualität und melden bereits geringste Veränderungen an die Leitwarte.
Umbau der Trinkwasserversorgung
Das neue Rohrleitungsbauwerk ersetzt das um 1900 gebaute Pumpwerk und den 1873 errichteten Hochbehälter, die damals für 200.000 Chemnitzer die Versorgung mit Wasser sicherten. Bis in die 1970er Jahre wurde das Trinkwaser von hier aus sowohl im freien Gefälle in die Innenstadt, als auch zu höher gelegenen Versorgungsgebieten, wie dem Kaßberg sowie den damals neu entstehenden Wohngebieten Hutholz und Markersdorf transportiert. Ab 1974 sorgten die Talsperre Eibenstock und das neu gebaute Fernwassersystem zusätzlich für frisches Trinkwasser und veränderten die gesamte Struktur der Versorgung für die mehr als 300.000 Einwohner.
Der Bevölkerungsrückgang sowie der damit einhergehende Stadtumbau, aber auch der bewusste und sparsame Umgang mit dem kühlen Nass stellen heute neue Anforderungen an die Infrastruktur des Trinkwassernetzes. Lag der Trinkwasserbezug für Chemnitz 1990 bei etwa 46 Millionen Kubikmeter, so sind es mittlerweile nur noch rund 10 Millionen. Die Anlagen sind im Bestand auf den ehemaligen Bedarf und Prognosen vor rund 100 Jahren ausgerichtet. Die Größe der Speicher und die Dimensionen der Rohre sind teilweile umfangreicher als benötigt. Um die einwandfreie Qualität des Trinkwassers zu gewährleisten investiert eins stetig in das Trinkwassernetz. Gleichzeitig entstehen neue flexible Versorgungssysteme, die sich den möglichen Entwicklungen der Stadt optimal anpassen können und dabei sowohl die Versorgungssicherheit als auch die Wirtschaftlichkeit nicht außer Acht lassen.
Parallel zum Bau der technischen Anlage hat eins das denkmalgeschützte Gebäude unter Beibehaltung der historisch-technischen Bauwerksubstanz saniert. Die nicht-technischen Bereiche des zweistöckigen Hauses stehen als Tagungs- und Veranstaltungsräume zur Verfügung. Besonderer Blickfang ist ein altes Dieselaggregat mit über 15 Metern Länge im Erdgeschoss.